Borges, profeta del ciberespacio. Uauuuuuuuuuuuu…
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Noam Cohen comentó en el New York Times, 6 ene. 08, que Jorge Luis Borges podría ser estudiado como El Hombre que Descubrió Internet: Borges and the Foreseeable Future.
Anna Grau retomó esa perspectiva en el ABC, 9 ene. 08, Jorge Luis Borges, ciberautor de moda en los Estados Unidos.
Como este Infierno tiene la suerte de tener algunos lectores que leen alemán entre los que me encuentro, mal que bien me apresuro a recoger amistosamente un artículo de Paul Ingendaay en la Frankfurter Allgemeine Zeitung, que retoma y amplia tales perspectivas, con el título que más me gusta: El profeta ciego del ciberespacio…
Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ, 12 feb. 08. Paul Ingendaay. Jorge Luis Borges. Der blinde Prophet des Cyberspace.
12. Februar 2008 Bücher transportieren so manches, doch eine Voraussetzung zur Teilnahme am Austausch von Ideen sind sie nicht mehr. Ideen sind heute schon allein dadurch in der Welt, dass jemand ein paar Sätze in den Computer tippt, sie in seinen Blog stellt, vielleicht noch seine Kumpels benachrichtigt und dann der Verbreitung zuschaut. Das Netz ist wie Packeis ohne Klimawandel: Nichts verdirbt, vergammelt oder geht verloren. Niemanden scheint das zu erschrecken.
Und doch existiert in der Internet-Gemeinde eine Sehnsucht nach der Distinktion der Bücherwelt, gerade unter jenen, die beteuern, das Netz sei doch bloß das Medium, nicht die Botschaft. Den Bedürftigen sei’s verkündet: Eine argentinische Literaturwissenschaftlerin namens Perla Sassón-Henry behauptet in ihrem Buch „Borges 2.0: From Text to Virtual Worlds“, der argentinische Schriftsteller habe in seinen Erzählungen den Hypertext, Blogs und Wikipedia vorweggenommen, kurz: Jorge Luis Borges (1899 bis 1986) sei der Prophet unseres Internet-Universums.
Die vorhersehbare Zukunft
Die rasche Karriere dieses Gedankens lässt sich rekonstruieren. Am 1. Oktober 2007 erschien die hundertdreißig Seiten lange Studie der Hispanistikprofessorin an der United States Naval Academy, Maryland, im Peter Lang Verlag, ein Werk, das niemand gelesen zu haben scheint.
Der entscheidende PR-Schub erfolgt am 6. Januar 2008 in der „New York Times“. Noam Cohen, der regelmäßig über Netzwelten und Blogsphären berichtet, veröffentlicht in der Bücherrubrik einen Artikel mit der Überschrift „Borges und die vorhersehbare Zukunft“, in welchem (nach einem flüchtigen Nicken in Richtung Umberto Eco) der Name Perla Sassón-Henry fällt. Ihr soeben erschienenes Buch „Borges 2.0: From Text to Virtual Worlds“, so Cohen, erforsche „die Verbindungen zwischen dem dezentralisierten Internet von YouTube, Blogs und Wikipedia – dem sogenannten Internet 2.0 – und Borges’ Erzählungen, welche ,den Leser zu einem aktiven Teilnehmer machen’“. Frau Sassón-Henry, so heißt es weiter, beschreibe Borges als „Mann aus der Alten Welt mit einer futuristischen Vision“.
Ein Nachwort von Gibson
Das klingt schon mal toll. Den größeren Teil des Artikels bestreitet Cohen aber nicht mit den Ideen der Assistenzprofessorin an der United States Naval Academy, sondern mit Indizien, die Borges in die Aura des Cyberspace hüllen. Zum Beispiel dadurch, dass die amerikanische Neuausgabe des Borges-Auswahlbandes „Labyrinthe“ nicht mehr das alte Nachwort von André Maurois enthält, sondern höchst symbolträchtig ein neues des Cyberpunk-Autors William Gibson („Neuromancer“). Übrigens solle im Laufe des Jahres, so Cohen, in der Bucknell University Press eine Essaysammlung mit dem „provokanten“ Titel „Cy-Borges“ erscheinen: Zeichen, wohin man blickt.
Die zweite Hälfte seines Artikels füllt der Mitarbeiter der „New York Times“ mit Belegen aus Borges’ Erzählungen. Und es fällt nicht schwer, in der allumfassenden „Bibliothek von Babel“ (1941) aus Borges’ Phantasie schon jenen ehrgeizigen Plan eines vollständig digitalisierten und allgemein verfügbaren Mega-Textkorpus zu erkennen, von dem einige Professoren der Computerwissenschaften träumen. Nach demselben Muster geht es weiter: In „Tlön, Uqbar, Orbis Tertius“ aus dem Jahr 1940 werde die anonyme Wissensgemeinschaft der Wikipedia vorweggenommen, in „Funes“ (1942) die Idee des „Life-Loggers“ Gordon Bell, der mit einem Audiorecorder und einer winzigen Kamera um den Hals, die alle sechzig Sekunden ein Bild produziert, ein manisches Alltagsprotokoll erstellt, um es in digitalen Speichern aufzubewahren. Keine Frage, es ist etwas daran, in Borges einen Vorausdenker unserer virtuellen Gegenwart zu sehen, und es ist mehr als ein metaphorischer Schimmer. Aber was ist es genau?
Imaginäre Hyperlinks
Am 16. Januar äußerte sich Perla Sassón-Henry dazu in einem Interview mit der spanischen Zeitung „ABC“. Es ist der Tag, an dem das englischsprachige Buch einer in Nordamerika lehrenden Argentinierin über einen argentinischen Schriftsteller wieder in der spanischsprachigen Welt ankommt. Schon vor Jahren, so die Autorin, habe eine argentinische Kunstprofessorin die späte Borges-Erzählung „Eindringling“ dazu benutzt, „Net-Art“ hervorzubringen. Um den Text zu lesen, müsse man zehn Videospiele passieren. Sie selbst, so Sassón-Henry, interessiere sich sehr für digitale Literatur, Texte also, die am Computer geschrieben und auch am Computer gelesen würden. Borges stelle hier ein Bindeglied zwischen älteren und neueren literarischen Formen dar, denn er habe sich vom traditionellen Buchdruck nicht einengen lassen, sondern in seinen Erzählungen „imaginäre Hyperlinks“ geschaffen: Markierungen, die von einem Text auf einen anderen und von dort auf immer weitere Texte verweisen.
Die Unendlichkeit des Textuniversums ist ein Aspekt, den auch der Schriftsteller Gisbert Haefs plausibel findet. Für den Argentinier hätten sich die Dinge immer wieder in „einander gegenüberliegenden Spiegeln aufgelöst“, sagt der Herausgeber der Borges-Werkausgabe bei Hanser auf Nachfrage. Und die Nähe der Wikipedia zur Bibliothek von Babel liege doch auf der Hand: „Auf eine Seite Klasse“, so Haefs, kämen „hunderttausend Seiten Kakophonie. Setzen Sie tausend Schimpansen an die Schreibmaschine, und irgendwann kommt vielleicht King Lear heraus.“
Papierkultur und Virtualität
Kein schlechtes Bild, um die kosmische Banalität der Textproduktion im Internet zu beschreiben. Und vielleicht gelingt es ja wirklich, aus Borges postum den Säulenheiligen des Cyberspace zu machen, nachdem die Zeitung „El País“ am 27. Januar Noam Cohens Assoziationsspiele aus der „New York Times“ auch spanischen Lesern zugänglich gemacht hat. Doch das hieße zugleich, einem einzigartigen literarischen Temperament die Hälfte zu nehmen. Denn der vollständige Borges, als hätte er uns das Symbol für eine Debatte der Gegenwart liefern wollen, verkörpert wie niemand sonst den Widerstreit zwischen Bodenhaftung und Höhenflug, Papierkultur und Virtualität.
Einerseits hat er unendliche Wortströme und unausschöpfbare Ideenverbindungen vorausgedacht, andererseits schreibt er so knapp, klar und durchkomponiert, als fürchte er, dem Leser die Zeit zu rauben – das Gegenteil verquatschter Bloggersphären. Am Ende ist es ein einziger Mann, der denkt, keine indifferente Suchmaschine, die mit der dicken Fliegenklatsche alles erwischt. Auch mit der Aktualität hatte der blinde Direktor der Argentinischen Nationalbibliothek es nicht so sehr. Von seinem ersten literarischen Preisgeld kaufte sich der junge Mann eine schon damals veraltete „Encyclopaedia Britannica“ und benutzte zeitlebens keine andere.
Kauzige Lektüren
Lassen wir beiseite, ob er mit dem „Göttlichen“, das in seinen Erzählungen und Essays aufscheint, etwas Theologisches oder einen Masterplan des Universums der Ideen meint. Das Wissen, das Borges interessierte, konnte nicht überholt werden. Es umfasste die Genesis, die Kabbala und vergessene argentinische Dichter, altenglische Lyrik und Erzählungen von Stevenson bis Kafka, Zahlenrätsel, Schopenhauer und geträumte Tiger. Viele seiner Lektüren waren kauzig und für seine Zeitgenossen kaum zu begreifen, ein Signum des Genies, das sich nicht dafür hielt: Dass er seine Prosa im Duktus der Sekundärliteratur, im Ton eines demütig Zitierenden verfasste, macht ihn zu einem überwältigend bescheidenen Autor.
Doch sobald wir glauben, ihm dafür auf die Schulter klopfen zu können, erstarrt er zur Dichterbüste. Er war ein elitärer Schriftsteller und wird es bleiben, sofern man das wertfrei sagen kann. Er wandte sich an die, die ihm zuhören mochten, und scherte sich nicht um die anderen. Vielleicht ist das der Schlüssel zu seiner Doppelköpfigkeit, wie sehr es sich auch lohnen mag, Borges im Licht der Computerbildschirme zu studieren: Er scherte sich nicht, während sich das Internet gefräßig um alles und jedes schert, auch das Blödeste und Niedrigste. Dafür brauchen wir es, gewiss, und offenbar wollen wir es sogar und sind also selbst schuld; aber zugleich entfernen wir uns von der Möglichkeit zur Versenkung, die vor der Ankunft dieses konzentrationstötenden Mediums einmal existierte. „In bequemer Lage“, schreibt Heinz Schlaffer, „träumen wir von den Anstrengungen und Gewinnen unentwegter Lektüre und verlieren dann wieder in den Zerstreuungen des Lebens jenen Traum, von dem lediglich die Bewunderung für den unvergleichlichen Leser, den Autor Borges, in unserem Gedächtnis zurückbleibt.“
Text: F.A.Z., 12.02.2008, Nr. 36 / Seite 31.
Matyyyyyyyy…por favooooor….un traductor al alemán…
En internet, que yo sepa, sólo se puede traducir gratuitamente: alemán -> francés, inglés. Si alguien sabe de algún servicio, que avise y lo implemento.
Traducción al inglés vía Babelfish
Traducción al francés vía Babelfish
Hombre no, Borges tenía una idea de construir una especie de enciclopedia abierta tipo wikipedia donde habría un intercambio entre autor y lector. Tambien Cortazar tenía un proyecto parecido…una obra participativa en ambos sentidos. Se explica bien en el blog Ciberescrituras.
Digamos que ambos veian la posibilidad de crear una obra literaria con estructura rizomática (caracteristica particular de la blogosfera) pero ellos no se imaginaban que podría materializarse en un futuro tan próximo y que incluso su idea se veria sobrepasada.